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Meister der Sparsamkeit

Er hat jeden Pfennig mindestens einmal umgedreht, wenn es um Gelder aus der Kasse des TuS Fleestedt ging. "Er war geizig," sagen seine Kritiker. "Er hat grundsätzlich erste einmal nein gesagt, wenn eine Abteilung des Vereins mit Forderungen oder Wünschen kam." Die Rede ist von Gerhard Rust (siehe Foto), von Januar 1967 bis März 1978 sowie von März 1986 bis Anfang 1992 Vorsitzender des TuS Fleestedt. Doch auf die sprichwörtliche Sparsamkeit lässt sich die Zeit des Gerd Rust im TuS nicht reduzieren.
"Zum TuS bin ich gekommen, weil mein Sohn Uwe Fußball spielte," erzählte der präzise formulierende Beamte. "Papa, kannst Du uns fahren," wurde ich gefragt, da ich einer der wenigen war, der 1963 schon ein Auto hatte. "Eingetreten am 1.11.1963," steht in der Mitglieder-Kartei des TuS. Hilde Schulz, besser bekannt als Ehefrau von "Dackel-Walter", kassierte den Vereinbeitrag noch bei den Mitgliedern zu Hause. Sie kam mit Fahrrad und Hund - und war bekannt, wie der oft zitierte bunte Hund.

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Eine Zigarrenkiste mit 60 Mark bekam Rust kurze Zeit später in den Hand gedrückt Damit war er der Kassierer des Vereins. Und als er nach den Sparbüchern des Klubs fragte, bekam er zur Antwort: "Sparbücher haben wir nicht, die 50 Mark sind unser gesamtes Vermögen." Bis Januar 1967 war Rust Kassierer und auch noch 2. Vorsitzender des Vereins, der Anfang der 6o-er Jahre eine Fußball-Abteilung und eine Tischtennisplatte in der Pausenhalle der Fleestedter Schule hatte. Und rund 300 Mitglieder.
Die schönsten Erinnerungen: "Das waren die Aufbaujahre. Mit der Fertigstellung der Turnhalle konnten wir endlich an die Gründung neuer Abteilungen gehen. Zu Fußball und TT kamen Kinderturnen, Gymnastik, im laufe der Jahre Badminton, Mutter-und-Kind-Turnen, Tennis und Volleyball hinzu." Der Umbau des Sportplatzes am Höpen (darüber an anderer Stelle mehr) und die Installation der Flutlichtanlage waren weitere Stationen in der Amtszeit des Vorsitzenden Rust.
Gerhard Rust, der nur 73 Jahre alt wurde, hat viel für den Verein getan. Manche konnten oder wollten es nicht sehen Denn mit ihrem l. Vorsitzenden hatten auch sehr engagierte Mitstreiter ihre Probleme. Penibel bei Abrechnungen. Gründlich vor Entscheidungen, kantig oft bei seinen Äußerungen- der preußische Beamte ließ sich nicht verleugnen. Und das wollte Gerd Rust auch nicht. Doch was für ein sparsamer Hausvater der Vorsitzende war, merkten seine Nachfolger erst richtig, als es um die Erweiterung des Klubhauses ging. Bei Kosten von über 220 000 mußte der TuS ein Drittel aufbringen. Und da hatten wir die Sparbücher, die Rust angelegt hatte. Mit fünfstelligen Beträgen! Gesundheitliche Gründe waren es in erster Linie, die Gerhard Rust nach fast 30jähriger Tätigkeit für den TuS zum Rücktritt veranlassten. Aber es war auch ein bisschen Wehmut über die Entwicklung, die der Sport genommen hatte. "Ich bin mein Leben lang Amateur gewesen, mir lag der Breitensport am Herzen, nicht der Leistungssport." Später, bei Gesprächen mit dem Pensionär (krankheitsbedingt), zwischen den Reisen zu entlegensten Ort, gab es auch Zeichen von Resignation. "Die jungen Leute verstehen uns nicht, wir wollen doch nur ihr Bestes" so einst bei einem der vielen Gespräche. Und sogar so etwas wie Selbstkritik. "Ein autoritärer Führungsstil ist offensichtlich nicht mehr angebracht - obwohl er die Arbeit ganz schön erleichtern kann."

Gerhard Rust hat uns am 19. Februar 2003 verlassen. Der TuS hat ihm viel zu verdanken. Gerd kann stolz auf das sein, was er der Gemeinschaft gegeben hat! - wo. -