Beitragsseiten

1945 - 1963: Helfer von der Bundeswehr

Gerd Rust, Ehrenmitglied des nach 1945 gegründeten TuS Fleestedt, erinnert sich, wie es nach 1945 wieder los ging:
In den Jahren 1945 und 46 begann auch der Druck der jüngeren Bevölkerung Fleestedts, den stillgelegten Spielbetrieb wiederzubeleben. Zunächst wurde eine Damenhandballgruppe gebildet und im Jahre 1946 zur Saison 46/47 stellte Hans Delissen die erste Fußballmannschaft auf. Mit primitivsten Mittel begann der Spielbetrieb. Doch Hans schaffte alles. Was fehlte, wurde zusammengetauscht. Verbandsmittel gegen Sportartikel. Um das Fahrproblem zu lösen, spielten wir in der Hamburger Verbandsklasse, konnten doch deren Plätze ab Harburg wieder mit der Straßenbahn bzw. Eisenbahn erreicht werden.
Für Heimspiele mußte nun ein großer Sportplatz nach Fleestedt her. Wieder war es der Vereinswirt Willi Bostelmann, der eine Lösung fand. Die gegenüber seinem Lokal liegende Pferdekoppel konnte ohne große Aufwendungen nutzbar gemacht werden. Der Platz hatte zwar den Nachteil, daß die Torwarte sich gegenseitig nicht sehen konnten, aber er war trocken und mit Gras bedeckt. Spielausfälle wegen Unbespielbarkeit gab es fast nicht. Im Mai 1947 kam der erste schriftliche Pachtvertrag zwischen Bostelmann und dem TuS zustande. Sogar notariell beglaubigt ohne Angabe der Pachtsumme. Dafür war aber ein Weiderecht für Kleintiere für Bostelmann festgeschrieben. Am 21.5.1957 wurde dann ein Pachtvertrag zwischen der Gemeinde Fleestedt und Bostelmann mit 300 DM p.a. abgeschlossen. Auch das Weiderecht war wieder abgesichert, jetzt bis zu Schafen. Außerdem durfte die Schule (Schulzweckverband Fleestedt/Glüsingen) dem Platz mitbenutzen. Dieses führte zwischen TuS und Schule zu keinerlei Problemen, denn im Sommer war es den Lehrern zu heiß und im Winter zu kalt für den Weg zum Platz.
Die voranschreitende Entwicklung forderte eine Erweiterung der Platzanlage. Neben dem Gebäude von Bostelmann mußten Flächen von Herrn Benecke zugepachtet werden. Der Vertrag vom 5.8.1958 weist sodann eine Gesamtfläche von 186.784,5 qm zu einer Gesamtpacht an Benecke/Bostelmann von 3.087,60 DM p.a. aus. Hiervon hatte der TuS 750 DM jährlich zu tragen. Durch die Anpachtung hatten sich die unebenen Platzverhältnisse natürlich nicht geändert. Es begann also der Druck der Sportler, die Unebenheiten zu beseitigen. Abhilfe sollte geschaffen werden, aber dem TuS und der Gemeinde fehlte das Geld. Also mußten Wohltäter gefunden werden. Unsere damaligen Bürgermeister und Gemeindedirektor waren ehemalige Berufssoldaten (Wittwer Kompaniechef, Hinz Hauptfeldwebel). Sie beide stellten einen Kontakt zu den in Harburg stationierten Pionieren her. Eines Tages erschien Hauptfeldwebel Donner auf dem Platz und nahm eine Besichtigung vor. Was jeder mit eigenen Augen sehen konnte, daß der Platz zum Höpen hin anstieg, vermochte er offenbar mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Seine Diagnose: Wir ordnen eine Feldübung an und lassen den Platz von unseren Reserveoffizieren und Offiziersanwärtern vermessen. Nach zwei Wochen stand deren Urteil fest: Der Platz steigt zum Höpen hin um 0,5m an. Dieser Höhenunterschied muß beseitigt werden. Jetzt trat wieder Hauptfeldwebel Donner in Aktion: Schweres Gerät muß her, dann schaffen wir es in ca. zwei Wochen. Also rückten seine Soldaten an.
Und sie schafften es in zwei Wochen, den Platz in eine Vulkanlandschaft zu verwandeln und die 0,5m Boden abzuheben. Als diese Arbeit geschafft war, hieß es: Geräte abfahren. Doch nichts rührte sich, denn es hatte in der Zwischenzeit geregnet. Auf frischem Lehm ist auch für die Bundeswehr alles glatt. Befehl von Donner: Noch schwereres Gerät zur Bergung des schweren Geräts her. Als alles neu eingesäht war und zu grünen begann, beschloß der Rat Fleesedt, dem Platz einen Namen zu geben. Ergebnis vom 13.9.1960: "Platz am Höpen". Am 2.10.1969 erfolgte dann die offizielle Platzeinweihung mit Vertretern der Gemeinde, des Kreissportbundes, dessen Vorsitzender damals Otto Gellersen war, sowie von öffentlichen Vertretern. Auch vom TuS Fleestedt durften einige dabei sein.

http://www.tusfleestedt.de/images/Vereinsgeschichte/EinweihungPlatzAmHöpen1960.jpg

Bürgermeister Herbert Wittwer bei der Einweihung des renovierten Sportplatzes. Schützen, Fahnen, Sportler und Neugierige waren dabei. Deutlich zu erkennen das Haus von Oma Brandau. Sie lebte mit den Sportlern in Frieden, obwohl mehr als einmal ein Ball in ihren Garten flog, und einmal sogar durch ihre Fensterscheibe in eine Torte. Auch ihr Sohn Ferdinand, der das Haus später bewohnte, gab die Bälle immer wieder zurück. Selbst holen konnten die Jungs die Bälle nicht, denn Brandau hatte einen scharfen Schäferhund. Aber nie kam der Rentner auf den Gedanken den Sportverein zu verklagen, weil ein Ball Garten oder Haus traf. Das blieb einem späteren Anlieger des Sportplatzes überlassen, dessen Haus Jahrzehnte nach dem Sportplatz gebaut worden war.

Der Sportbetrieb lief wieder auf vollen Touren. Doch im Winter stellte sich immer wieder die Unbespielbarkeit des Platzes ein. Abhilfe sollte eine Drainage schaffen. Diese wurde dann auch im Sommer 1961 verlegt. Deren Erfolg ist bis heute nicht befriedigend. Der Gemeinderat glaubte jedoch, alles sei nun pudelwohl und schloß als alleinigen Besitzer mit dem TuS einen Pachtvertrag.

Leider war die Gemeinde Fleestedt zu der Zeit nicht Eigentümer des Geländes.
Hieraus sind uns aber keine Nachteile erwachsen, weil es keiner wußte.
1962 wurden die Leichtathletikanlagen gebaut. 62/63 mußte die Kanalisation quer über den Platz gelegt werden. Der Trainingsplatz war damit wieder unbrauchbar und der gesamte Platz wurde im Sommer 63 neu eingesäht. Wieder kein Spielbetrieb möglich. Aber daran waren unsere Sportler ja gewöhnt. Den jetzigen Schulsportplatz gab es damals ja noch nicht. Am 21.8.64 beschloß der Gemeinderat Fleestedt die gesamte Fläche des Sportplatzes von 19.232qm von Bostelmann/Benecke zu kaufen und damit endgültig in das Gemeindeeigentum zu überführen. Um den Platzankauf finanzieren zu können, hat die Gemeinde aus dem Harburg-Niedersachsenfond einen Zuschuß von 300.000 DM erhalten. Auflage war, daß die Fläche nur zu sportlichen Zwecken genutzt werden darf und daß der freie Blick von der B4 zum Höpen erhalten bleibt. Im Falle der Zweckentfremdung ist der Zuschuß an den Fond zurückzuzahlen. Das gilt auch heute noch und ist im Grundbuch als Schuld eingetragen. Dem TuS wurde für die alleinige Nutzung der Anlage eine monatliche Pacht von 30 DM auferlegt.
Mit der Gründung der Gemeine Seevetal ging die Anlage in deren Eigentum und Zuständigkeit über. In den folgenden Jahren wurden sodann die Flutlichtanlage und das Sportlerheim gebaut. Die unentgeldliche Benutzung des Platzes wurde uns zugestanden und die Platzpflege übernahm die Gemeinde Seevetal. Geblieben sind die schlechten Platzverhältnisse im Winter. Leider ist hier nicht mehr auf Abhilfe zu hoffen. Soweit Gerd Rust, der als Vorstandsmitglied im TuS und als Mitglied des Gemeinderates das Auf und Ab um den Platz am Höpen hautnah miterlebte.